MAGERWIESEN IN GAFLENZ

Pyramidenorchis

Paradies für seltene Pflanzen- und Tierarten


Naturschutz liegt in Österreich in der Verantwortung der einzelnen Bundesländer. Die Naturschutzabteilung der OÖ Landesregierung hat zur Sicherung der biologischen Vielfalt eine Artenschutzstrategie entwickelt. Besonders gefährdet sind Arten nährstoffarmer Wiesen und Weiden. Vom Land beauftrage „NaturraummanagerInnen“ versuchen die noch vorhandenen besonders schützenswerten Flächen zu identifizieren und durch Information an die Grundeigentümer und die Vermittlung von Fördermöglichkeiten auch langfristig zu erhalten.

Was macht die Gemeinde Gaflenz so besonders?

Die Gemeinde Gaflenz zeichnet sich durch ihre geografische Lage am Alpenrand im Ennstal aus. Die Region ist klimatisch begünstigt, besonders an Südhängen herrschen ausgesprochen trocken-warme Bedingungen vor. Die Kalk- und Dolomitböden haben eine geringe Humusauflage und speichern auch nur wenig Wasser. Was im Vergleich zu den Gunstlagen und den intensiven Grünlandregionen für die regionale Landwirtschaft ein großer Nachteil ist, ist für den Naturschutz ein Segen. Durch die kargen Standortbedingungen haben sich vielfach in steilen Lagen magere und trockene Wiesenstandorte erhalten, die in OÖ ihresgleichen suchen. Hinzu kommt, dass viele Tier- und Pflanzenarten östlicher Herkunft das Bundesland OÖ hier gerade noch erreichen. Manche dieser Arten kommen in unserem Bundesland nur hier vor. Die Gemeinde Gaflenz trägt somit großen Anteil am Erhalt der Artenvielfalt in OÖ! 

Kostbarkeiten auf Wiesen und Weiden der Gemeinde

Herausragend in Gaflenz sind – besonders an trockenen Südhängen – so genannte Trespen-Halbtrockenrasen. Diese werden von der Aufrechten Trespe (einem Gras) dominiert und zeichnen sich durch ausgesprochen blüten- und insektenreiche Bestände aus. Durch den schütteren Bewuchs gedeihen hier besonders lichtliebende aber zugleich konkurrenzschwache Tier- und Pflanzenarten, die in einer normalen Wirtschaftswiese keine Chance hätten. Vielen Orchideenarten brauchen genau diesen Wiesentyp, z. B. Brand-Knabenkraut, Pyramiden-Orchis oder die sehr seltene Müller-Ständelwurz. Als ganz große Besonderheit kommt (in OÖ nur mehr in Gaflenz!) die Hochstiel-Kugelblume vor. Auf großen, zusammenhängenden Halbtrockenrasen fliegt der vom Aussterben bedrohte Schmetterlingshaft, auch diese Insektenart kommt in OÖ nur mehr an wenigen Stellen in der Region Pührn-Eisenwurzen vor. In frischeren Magerwiesen steht der ebenfalls extrem seltene Pyrenäen-Schaftmilchstern. Neben diesen hochgradig gefährdeten Raritäten finden sich in den Halbtrockenrasen und Magerwiesen der Gemeinde natürlich jede Menge weiterer seltener Tier- und Pflanzenarten. Von besonderer Bedeutung für die Biodiversität ist die Tatsache, dass diese Lebensräume noch auf großer Fläche vorkommen, während in anderen Regionen des Bundeslandes nur mehr weit verstreute und isolierte Reste vorhanden sind.


Naturschutz und Landwirtschaft – Partner, nicht Konkurrenten

Da die Kulturlandschaft samt ihrer enormen Artenvielfalt, die sich über Jahrhunderte als Folge der landwirtschaftlichen Nutzung entwickeln konnte, ein Produkt des Menschen ist, kann sie auch nur durch eine Fortführung der bisherigen Bewirtschaftungsart erhalten werden! Sowohl Intensivierung als auch Nutzungsaufgabe stellen daher für die Artenvielfalt eine Gefahr dar. Modernisierungen und wirtschaftliche Entwicklung haben natürlich auch vor der bäuerlichen Landwirtschaft nicht Halt gemacht, das zeigt uns auch eine lange Liste an hochgradig gefährdeten oder sogar ausgestorbenen Arten des Kulturlandes. Was aber aktuell noch vorahnden ist, kann nur durch die Fortführung einer extensiven Bewirtschaftung gesichert werden. Naturschutz unter einer Glaskuppel funktioniert hier nicht, die Naturschutzabteilung des Landes ist auf eine vertrauensvolle und langfristige Kooperation mit den Bäuerinnen und Bauern angewiesen. Auch Wiesen, die bereits aus der landwirtschaftlichen Nutzung gefallen sind und zu verbrachen drohen, können bei entsprechender Wertigkeit unter bestimmten Bedingungen wieder in Bewirtschaftung genommen werden. Da der Verzicht auf Intensivierung der Nutzung (oder Aufforstung als Alternative) mit Einkommensverlusten verbunden ist, kommt die öffentliche Hand im Rahmen von Ausgleichszahlungen für den Verdienstentgang auf. 

Fördermöglichkeiten

Landwirtschaften: Generell richtet sich die Höhe der Förderprämien nach der Schwere der Bewirtschaftung (z. B. Steilheit des Geländes) und dem Ausmaß der Ertragseinbußen im Vergleich zu einer konventionellen Grünlandbewirtschaftung (Düngeverzicht, späterer Mahdzeitpunkt usw.). Auf Viehweiden ist der Grad des Viehbesatzes auf der Fläche entscheidend. Für LandwirtInnen wurde die Prämienhöhe im Rahmen des Öpul-Programmes 2023-2027 um etwa ein Drittel im Vergleich zur vergangenen Förderperiode erhöht um die Maßnahmen attraktiver zu gestalten. Ein Neueinstieg in die Naturschutzmaßnahmen des Öpul-Programmes ist nur 2023 (Herbstantrag 2022) und 2024 möglich. Zusätzlich gibt es im Enns- und Steyrtal die Möglichkeit der Teilnahme am „Regionalen Naturschutzplan“, die noch etwas besser dotiert ist. 

Übrige Grundbesitzer, Gemeinden: Für alle nicht-landwirtschaftlichen Besitzer von artenreichen Wiesenflächen besteht unter ähnlichen Bedingungen und Auflagen die Möglichkeit für einen Landespflegeausgleich (5 Jahre Bindung), etwa auch für ökologisch wertvolle Kleinstflächen.  

Kontakt 

Bitte nehmen Sie mit uns Kontakt auf, falls Sie artenreiche und/oder magere Wiesen besitzen oder gar die Arten auf den Fotos auf Ihrem Grund und Boden vorkommen und Sie noch keine Naturschutzförderung beziehen! Auch für sonstige Anfragen zum Thema stehen wir gerne zur Verfügung.

Naturraum-Management OÖ Südost

Norbert & Maria Pühringer

Tel.: 0680/21 25 873, 0681/102 69 008

E-Mail: n.puehringer@outlook.atmariapp@outlook.at


Text u. Fotos: Norbert Pühringer


eine Nahaufnahme einer Blume

Hochstiel -Kugelblume

Pyrenäen-Schaftmilchstern

Schmetterlingshaft

13.09.2022 10:44